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24.5.2023

 

Neu in der Sammlung: »10 Schilling« von August Walla

Sehr geehrte Damen und Herren,

miit der kleinformatigen Zeichnung von August Walla (1936 – 2001) ist seit kurzem einer der bedeutendsten Vertreter der Art brut im Bestand der Sammlung vertreten. Der vom französischen Maler Jean Dubuffet geprägte Begriff subsumiert künstlerische Arbeiten, die von Menschen mit psychischen Erkrankungen sowie auch von gesellschaftlichen Außenseitern kreiert werden. Im Genrebegriff, in der Übersetzung etwa ›rohe Kunst‹ bedeutend, wird zugleich eine über diesen Kontext hinausweisende Urwüchsigkeit und Direktheit definiert.

Der Name Walla ist eng mit dem heutigen museum gugging in Österreich verbunden. Dieses befindet sich in dem ehemaligen Krankenhausgebäude der 2007 aufgelösten »NÖ Landesnervenklinik Ost – Klosterneuburg-Gugging«, wo der Künstler ab 1983 – zunächst gemeinsam mit seiner Mutter – bis zu seinem Tod 2001 lebte. Diese Umgebung eignete er sich bildkünstlerisch an, hinterließ an Wänden, Einrichtungsgegenständen und in der Landschaft seine Bemalungen. Es entstanden mehrere hundert Bilder und Zeichnungen.

Als Ausstellungsort für Art brut konzipiert und 2006 eröffnet, zeigt das museum gugging Werke der Kunstschaffenden am Ort ihres Entstehens und ist gleichzeitig Forum für internationale Kunst der Vergangenheit und Gegenwart unabhängig von Kategorisierungen.

Seit seiner Gründung hat das Museum zahlreiche Ausstellungen, darunter mehrere mit Arbeiten von Walla ausgerichtet. Mit der umfassenden Personalausstellung august walla.! weltallende wurde laut Information des Museums 2012 »eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten unter den

Gugginger Künstlern in allen seinen Facetten gewürdigt: als Maler, Text- und Schriftexperimentator und skurriler Land-Art-Künstler«.

Stilistisch zuweilen in der Nähe zur naiven Kunst oder auch dem Gestus von Kinderzeichnungen stehend, offenbaren Werke der Art brut nicht selten einen komplexen, von gesellschaftlichen Konventionen völlig freigestellten Blick und damit die Begegnung ›auf Augenhöhe‹.

So auch im Falle der hier vorgestellten Farb-/Bleistiftzeichnung August Wallas, Werkverzeichnis-Nummer WAA-98-018, der 1998 auf die bevorstehende Ablösung der österreichischen Währung durch die Einführung von Euro und Cent reagierte. Konkret wird hier die 10-Schilling-Münze gleichsam zu Grabe getragen. Das Blatt ist rückseitig vollständig mit typischer, handschriftlicher Textpassage - inkludiert die Signatur des Künstlers - versehen und wie so oft an den Gugging-Direktor Prof. Johann Feilacher gerichtet. Den mit der Einführung des Euro einhergehenden und allenthalben praktisch erfahrbaren Werteverfall scheint Walla vorausgeahnt zu haben: die gezeichnete Schilling-Münze soll für das Doppelte ihres Nominalwertes den Besitzer wechseln.


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Mit freundlichen Grüßen

Dr. Hermann Büchner, Kurator der Sammlung Haupt
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 · Museum Gugging

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Abbildung: August Walla: 10 Schilling, 1998, Farb- und Bleistifte auf Papier, 14,7 × 10,5 cm, © Art Brut KG, Maria Gugging
Repro: Hermann Büchner

 

Herausgeber der Information:
Prof. Dr. Stefan Haupt, Reinbeckstraße 21, 12459 Berlin
Tel.: +49 (0)30 28387521 · Fax: +49 (0)30 2823816
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