mit der Entwicklung der Computer, der digitalen Welt und des Internets geht
ein großer Wandel im künstlerischen Schaffen einher. Es entstehen Arbeiten,
die mit Software programmiert werden, die nur virtuell existieren oder nur
im Internet abrufbar sind. Die Fragen nach Kopie und Original, nach
Entstehungsprozessen und Distribution von Kunstwerken sowie deren
Wertschöpfung auf dem Kunstmarkt haben sich fundamental verändert.
Mit Werken von César Escudero Andaluz, Peristeri On und Maximilan Roganov
(siehe
Ausgabe 05.19 des Magazins Stiftung&Sponsoring) gehören mehrere digital
entstandene Arbeiten zum Bestand der Sammlung Haupt, so auch der hier
vorgestellte »Wiki Dollar«.
Der aus Kanada stammende und in Südkorea lebende Künstler Mathieu St-Pierre
verwendet für diese Arbeit die Abbildung der 1-Dollar-Bundesbanknote, Serie
2003.
Mithilfe eines algorithmischen Computerprogramms verändert er das äußere
Erscheinungsbild.
Das eigentliche Motiv erscheint im Werk nicht nur leicht unscharf, sondern
das prägende Porträt von George Washington und weitere Elemente der Vorlage
werden von farbig intensiven Mustern verdeckt. Auf den ersten Blick oder aus
Distanz vermag man das Dollar-Motiv zunächst gar nicht zu erkennen. Die neu
entstandene abstrahierte Struktur erinnert an analoge Störbilder von
Röhrenfernsehern. Der immer noch als globale Leitwährung geltende Dollar in
seiner fehlerhaften Form wird zu einem Sinnbild für das gestörte globale
Finanzsystem. St-Pierre verwendet in seinen Arbeiten oftmals vorgefundenes
Bild- oder Videomaterial aus dem Internet, das bereits digitale Fehler
(engl. digital bugs, digital faults) aufweist. Es handelt sich dabei um
kaputte Dateien, die durch die Bearbeitung des Künstlers mithilfe
verschiedener Software weiter verzerrt oder zerstört werden. Bilder oder
Bildsequenzen werden übereinandergelegt, sodass der von vornherein nicht
perfekte Ausdruck zusätzlich betont wird. |
Zum Wiki Dollar sagt der Künstler: »Der Name des Werks gibt einen Hinweis
auf die Herkunft des Originalbildes, nämlich Wikipedia. Dort dient die als
Archivbild verwendete Dollar-Abbildung auch als öffentliche Referenz für
Forschung und Wissen. Es wurde so bearbeitet, dass vor allem die Zahlen und
Buchstaben der Dollaroberfläche sichtbar bleiben. Dies greift auf die Idee
zurück, dass Kryptowährungen und andere digitale Transaktionen keine
spezifische visuelle Darstellung außer dem Wert haben, so dass Kunstform und
Handwerk unter digitalen Fehlern begraben bleiben.«
Weiterlesen im
Newsbeitrag
der Sammlungswebsite
und in diesem
PDF.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Hermann Büchner, Kurator der Sammlung Haupt
E-Mail
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