Mit Arbeiten von Germaine Koh, Gil Shachar, Helmut Zobl, Franziska
Schwarzbach sowie Elly Baltus und Anne de Vries, die für die niederländische
Art Reserve Bank Medaillen gestaltet haben, befinden sich in der Sammlung
höchst differenzierte Ergebnisse eines künstlerischen Exkurses zwischen
(inszenierter) angewandter und freier Kunst. Grenzüberschreitend wirken ›Quasi‹-Münzen
von Andor Orand - der sich mit seinen Kreationen »Squared Dollar« und
»Quadrat-Mark« sogar um deren Zulassung als Zahlungsmittel bemühte - oder
beispielsweise die in ›Münzgestalt‹ realisierten Künstlerwährungen von Vadim
Zakharov (aus der »Danaë«- Installation, Russischer Pavillon - Biennale
Venedig 2013). Wie spannend das Ganze sein kann, zeigte unlängst die
Ausstellung »Kunst prägt Geld: MUSE MACHT MONETEN« im Bode-Museum zu Berlin
mit eigens für dieses Projekt im Rahmen eines offenen Wettbewerbs
geschaffenen Medaillen von mehr als 30 Künstlern, Medaillen aus dem Bestand
des Berliner Münzkabinetts und einigen der o.g. Werke der Sammlung Haupt.
Einen speziellen, historisch bedeutsamen Aspekt des Umgangs mit Geld hat
Elmar Hess aufgegriffen, indem er auf die Kaufmanns-Dynastie der Medici aus
Florenz verweist, die als Begründer des modernen Bankwesens gilt und die
europäische Finanzwelt der frühen Neuzeit dominierte.
Florentinische Zahlungsmittel des 16. Jahrhunderts mit Darstellungen von
Mitgliedern der Medici-Familie adaptierend hat Hess Ippolito de' Medici
(1511-1535), den illegitimen Sohn von Giuliano di Lorenzo de' Medici
(1479-1516) ›porträtiert‹, bezugnehmend auf die Darstellung in einem Gemälde
von Tizian aus dem Jahr 1533.
Die Medaille »The Medici Souvenir« ist ein Detail aus Hess’ Installation »La
Mère Perdue«.
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Sie besteht aus vier Rauminszenierungen und thematisiert inwieweit
Wertevorstellungen und kulturelle Bedeutung objektivierbar sind.
Inhaltlicher Ausgangspunkt der Installation ist ein historisches Ereignis:
1962 wurde das Bildnis der »Mona Lisa« zu einer Ausstellung in die USA
gebracht - an Bord des Ozeanriesen »France«. In der Arbeit von Elmar Hess
wird das Ereignis in Bezug gesetzt zu einem autobiografischen Erlebnis des
Künstlers, einer Begegnung mit der »France« Jahrzehnte später. Die
persönlich prägende Bedeutung dieses Augenblicks stellt »La Mère Perdue« dem
kulturellen Allgemeinwert der »Mona Lisa« gegenüber.
Die Installation von Elmar Hess bezieht sich dabei auch auf die
Entstehungsgeschichte der »Mona Lisa«: Einer Theorie zu Folge, entstand Da
Vincis Gemälde als Auftragsarbeit der Medici und zeigt die Darstellung einer
Geliebten Giuliano de Medicis und Mutter seines unehelichen Sohnes Ippolito,
die nach dessen Geburt 1511 verstarb. Der erste Raum von Hess' Installation
thematisiert diese vermutete Begebenheit. Die Münze »The Medici Souvenir« -
das fiktive Florenz-Souvenir mit Konterfei des Ippolito des Medici - liefert
dabei den Verweis an die Geschichte des Kardinals, dessen Erinnerung an
seine verstorbene Mutter durch Da Vinci Gemälde geprägt wurde.
Sie finden die Informationen zum Künstler, den neuen Arbeit sowie
Abbildungen zu bereits im Bestand befindlichen Arbeiten im
News-Beitrag und dem
PDF zum
Weiterlesen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Hermann Büchner
Kurator, Sammlung Haupt
E-Mail: hb@sammlung-haupt.de
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