Bereits im September 1974 hatte sich der
1948 im Schweizerischen Thun geborene Künstler mit einem schriftlichen
Ersuchen an die Nationalbank der Schweiz gewandt, ihm für eine geplante
Collage druckfrische Banknoten der Ausgabewerte 50 und 500 CHF zur Verfügung
zu stellen. Die Reaktion kam schnell aber abschlägig: »Wir sind aus
verschiedenen Gründen (Gefahr von Verwechslung, Missbräuchen etc.) nicht in
der Lage, an Privatleute zu Unterhaltungszwecken Banknoten oder Teile davon
herauszugeben«, ließ man Fuchser wissen - und weiter: »Wenn Sie Collagen
(...) mit echten Banknoten oder Teilen von solchen herstellen wollen, müssen
Sie dazu wohl oder übel Ihre eigenen Banknoten verwenden.« Der Künstler,
sich nicht sogleich entmutigen lassend, versuchte nun unter Berufung auf die
bankenseitig bindende Verpflichtung zum Ersatz für beschädigte Banknoten die
verbliebenen Teile eigener Scheine (aus denen er inzwischen die für die
Collage benötigten Elemente herausgeschnitten hatte) an neues Geld zu kommen
- auch diesmal ohne Erfolg. Man lehnte das Ansinnen nicht nur ab, sondern
ließ Fuchser wissen, man habe »nach den geltenden Dienstvorschriften
allfälligen Urhebern mutwillig beschädigter Banknoten nahezulegen, derartige
Verunstaltungen zu unterlassen.«
Ueli Fuchser passte seine Strategie daraufhin an und richtete - mit dem
Betreff »Geldwechsel« versehene - Schreiben an die Botschaften und später -
auf deren Empfehlung hin - an die Nationalbanken diverser Länder, denen er
bereits benutzte Scheine in deren Währungen beifügte: Er bat darum, ihm für
ein besonders gediegenes Ergebnis der Collage-Arbeit druckfrische Banknoten
im Austausch sowie auch Informationen zu den dargestellten Persönlichkeiten
zukommen zu lassen.
Er erhielt in der Folgezeit auf diese Art und Weise unbenutzte
Banknoten aus Kanada, Österreich, Portugal, Dänemark, der Elfenbeinküste,
aus Kongo und der BRD - jeweils ergänzt um mehr oder weniger ausführliche
Zusatzinformationen. |
Die Deutsche Bundesbank zeigte sich besonders auskunftsfreudig und legte
einer kurzen Übersicht mit Informationen zu allen auf den aktuellen Noten
Porträtierten den mehrseitigen Aufsatz »Die neuen Bundesbanknoten« bei.
Mitte 1976 waren nach dem Eintreffen der Antwort aus Zentralafrika alle
Scheine in druckfrischen Exemplaren beisammen, so dass Fuchser die Collage
vollenden konnte: an den vier Ecken mit größeren Elementen genrehafter
Darstellungen aus der Schweiz und aus Afrika, und ins Zentrum gerückt die
acht Porträts der weiteren Scheine.
Rückblickend schreibt er 2019: »Subjektiv betrachtet (entsprechende Studien
gibt es nicht) sind die Frauen (ausser der Königin Elisabeth II)
offensichtlich auch auf den Banknoten untervertreten. Es scheint, dass ich
das damals irgendwie im Unterbewusstsein realisierte und mit der Collage
›Hüten Sie sich vor Fälschungen‹ handfest darauf reagierte. Ein Zeichen
setzte.«
»Hüten Sie sich vor Fälschungen« und die Dokumentation um die Entstehung der
Collage und anschließende Aktivitäten weisen den Schweizer Konzeptkünstler
als Protagonisten eines künstlerisch-aktionsbetonten und provokanten Umgangs
mit dem Medium Geld aus. Eine Tendenz, die beispielsweise im Schaffen von
Sebastian Siechold (*1982 in Quedlinburg) aus Berlin - mit zahlreichen
Werken im Sammlungsbestand vertreten - heute ihre Fortsetzung findet.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Hermann Büchner
Kurator, Sammlung Haupt
E-Mail: hb@sammlung-haupt.de
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