Gestalterisch in der Nähe der Street- und Stencil-Art werden in Größe und
der versatzstückartigen Übernahme bildlicher Elemente auf die
50-Euro-Banknote der seit 2017 im Umlauf befindlichen zweiten Serie Bezug
genommen. In der drucktechnischen Umsetzung erscheinen die diffizilen
Merkmale fälschungssicherer Banknoten konterkariert in der bewusst
herbeigeführten bzw. in Kauf genommenen Unvollkommenheit. Stempeldruck auf
farbigem Papier: das erinnert an Symbolgeld aus dem Monopoly-Spiel.
Mit der Verwendung eines gängigen und hoch umstrittenen Akronyms, welches
auf dem ›Szene-Schein‹ in Ziffern und Buchstabenform zum Einsatz kommt,
werden jedoch mutig und hintergründig zugleich die Grenzen der Kunstfreiheit
ausgelotet. Die Adaption einer Parole, die für sich genommen, im quasi
realen Einsatz durchaus das Risiko einer strafrechtlichen Verfolgung mit
sich bringen kann, wird hier im Schutzraum bildlicher Darstellung auf eine
abgeschottete Ebene der Wahrnehmung transferiert. |
Der seinem Sinn nach ohnehin fragwürdige Gehalt der Abkürzung, die sich in
der Auflösung selbst ad absurdum führt, setzt im pseudo-monetären Kontext
kritische Seitenhiebe auf die Entwertung des Papiergelds frei. Der Slogan
wird in der Platzierung als Wert auf einem (fiktiven) Euro-Schein auch so
weit neutralisiert, dass man ihn kaum mehr ernstnehmen kann.
Der 1312-Euro-Schein mag einem vielleicht sogar als bissiger Gegenentwurf zu
den immer mehr in Mode kommenden offiziellen
Null-Euro-Banknoten, von der
Bundesbank in geographischen und historischen Zusammenhängen als reine
Souvenirs emittiert, erscheinen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Hermann Büchner
Kurator, Sammlung Haupt
E-Mail: hb@sammlung-haupt.de
|